Gedichte

 


Selten

 

Ein Gedanke,

Dem Nichts entrissen,

Dem Niemals entflohen.

 

Ein Wort,

Satz,

Ein Gedanke,

Ein Bild,

Ein Leben.

Leben.

Leben.

Nur das.

Nur Leben.

Ich lebe,

Du lebst.

Lebst du?

Lebe ich?

Selten tun wir es.

Selten.

Doch dies "Selten" genügt.

Es gibt,

Es gibt uns,

Gibt mich,

Gibt dich.

Was sonst?

Was sonst.

 

 

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Ruh

 

Stille,

Stille,

Herrliche Stille.

 

Kein Schrei,

Kein Tosen,

Stille.

 

 

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Schatten

 

Vögel,

Gesang,

Stille.

 

 

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Komposition

 

Einsam mein Weg.

Allein gehe ich ihn.

Einsam und doch auch nicht.

 

Unbestimmt meine Zukunft,

Verloren mein Ziel,

Verschwommen mein Davor.

 

Ich halte still.

Erstarre vor der Ungewissheit.

Das Leben eröffnet mir Bahnen,

Leben zerbricht sie auch.

 

Ich reihe die Tage,

Vermale die Fragen,

Ertrinke in Farbe,

In Form.

 

Mein Leben.

Komposition und Stille.

 

 

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Meine Welt

 

Ich bin allein und bin es nicht.

Ich bin gestrandet, doch angekommen.

Bin verloren und doch in meiner Heimat.

Hier bin ich,

Hier.

 

 

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Wogen

 

Ein ewiges Auf,

Ewig Ab.

Fragen.

Unbeantwortet,

Unbeantwortbar.

Fragen,

Fragen.

 

 

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Wege

 

Leben weint,

Tage, die dunkel,

Wege, die ins Nichts führen.

 

Alles ist unsicher,

Alles bricht im Dämmerlicht der Hoffnung.

 

Hier ist mein Weg,

Hier mein Dasein.

 

Nichts ist,

Und doch ist alles.

 

 

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Des Seins

 

Die Welt schreit ihren Schmerz heraus,

Verliert ihr Blau,

Verdampft das Meer,

Verliert ihr Grün,

Verbrannt ihr Boden,

Ausgetrocknet und öd,

Verloren im Weltall,

Aufgepresst das Siegel des Alls,

Der vergänglichen Jahre,

Des Seins....

 

 

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Feuer

 

Stein die Welt,

Holz der Himmel.

Flamme du bist.

Entflammst das Gewölbe.

Niemand löscht die Flammen,

Niemand fragt nach Kühlung.

Es verbrennt mich,

Verbrennt die Welt.

 

 

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Schönheit im Dunkel

 

Die Welt ist schön,

Auch wenn das Nichts Dasein mimt.

Wir sind Nichts,

Wir sind Staub,

Fragende Mikroben,

Lächerlich und unbedeutend.

Bald vorbei,

Unnötige Ruhlosigkeit,

Dummes Sehnen,

Torhaftes Klammern.

Bald vorbei.

Ob das Leben 30 oder 120 Jahre weht:

Es ist ein Augenblick,

Ein Nichts und doch alles.

 

 

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Dunkle Gründe

 

Träume verwehen,

Verlieren ihren Halt,

Brechen ab,

Vom Baum,

Baum des Glücks,

Wehen fort in dunkle Tiefen,

In dunkle Gründe.

Wehen fort.

 

 

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Zu sein

 

Jedes Gedicht,

Jedes Werk meiner Kunst,

Entreisse ich dem Dunkel des Nicht,

Führe es zum Licht,

Zum Erleben,

Zum Erscheinen.

 

Ein Sehnen der Welt der Farbe,

Der Worte,

Geboren zu werden.

 

Zu sein,

Zu sein!

 

 

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Morgentau

 

Wo lebt die Liebe?

Versteckt sie sich im Morgenrot,

Entschwindet sie im Morgentau?

 

Wo lebt sie?

Ist sie aus solch hartem Stamm geschnitten,

Dass sie die Menschen meidet,

Bis Sehnsucht sie erweicht?

 

Oder doch entschwunden im Tau einer kalten Welt,

Im Morgenrot verdampft?

 

 

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Glut

 

Tropfen fällt,

Liebe glüht,

Wasser löscht nicht.

 

 

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Damals

 

Trübe Gedanken

verdunkelten mein Ich,

Verfinsterten mein Wesen,

Damals als das Nicht regierte,

Damals als Licht mir

unbekannt,

Oberflächlich das Feuer

loderte,

Damals,

Nicht heute,

Wo das Eis gebannt.

 

 

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Die Dummheit

 

Die Dummheit siegt,

Triumphiert über kluges Sein,

Tritt dem Tod des Gedankens nicht entgegen,

Fördert ihn.

 

Die Dummheit,

Welche nicht angeboren,

Sondern selbst geschaffen,

Selbst gewollt.

 

In Vergessenslaune!

 

 

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Ein Vogel

 

Die Welt vergeht in ihrem Glanz,

In ihrem Schein.

Langsam,

Unmerklich,

Geht sie zugrunde.

 

Verloren spielt das Kind,

Spielt die Katze,

Singt ein Vogel,

Letzter seiner Art.

 

 

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Warten

 

Warten benötigt das Nicht,

Benötigt das Da,

Benötigt das Ich.

 

 

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Tagewerk

 

Die Freude stirbt jeden Tag,

Jeden Tag des sinnlosen Broterwerbs.

 

Stumpf und träge,

Leben erstickend.

 

Nicht gelebt das Innere,

Verloren und vergessen einst.

 

 

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Trauer

 
Trauer um die Welt,
Welt,
Wie sie einst gewesen,
Welt der Farben,
Welt des Lichts,
Der Möglichkeiten endlos,
Der Tage des Lichts.
 
Trauer um Wege,
Wege nie gegangen,
Fragen nie beantwortet,
Küsse nie gehaucht.
 
Trauer,
Eine Welt im Dunkel,
Welt in Nacht gekleidet,
Welt verhüllt.
 
Trauer.

 

 

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Angstmelodie

 

Wer tot ist und schweigt,

Wer lebt und weint,

Wer liebt und vergeudet,

Der ist mir recht,

Der kennt das Leben,

Kennt die Angst,

Kennt die Lust.

 

 

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Unendliche Zeiten

 

Als träumend ich durch Liebe ging,

Als Fragen Träume waren,

Als Leben nur ein Wort,

Da dachte ich an des Lebens Weisheit,

Dachte an das Glück der anderen,

Das Glück des Lachens,

Dachte an die Zärtlichkeit,

An das Umarmen,

An die Lust.

 

In dieser Zeit war mein Schatten,

Der stets bei mir,

Verschwunden,

Ich sah das Licht,

Licht eines hellen Tages,

Eines baldigen Morgens,

Bald, so dachte ich,

Bald.

 

Doch aus diesem Bald wurden Jahre,

Wurden Jahrtausende,

Unendliche Zeiten.

 

Bald wurde zum Spott,

Bald wurde zum Trost,

Beides zugleich,

Beides und Keines.

 

Bald, welch schönes Wort.

Bald, das sich nie erfüllte,

Nie gelang,

Nie kam.

 

Bald als Hohn,

Als Totenwache meines Hoffens.

 

Bald als Mahnmal,

Als Gedeck der Unglücklichen,

Von guten Seelen zugefügt dem Leid,

Der Hoffnung liebstes Wort.

 

Bald.

 

 

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Im Nicht

 

Man weiß es besser,

Tut es doch,

Kennt die Folgen,

Tut es doch,

Man bedenkt sein Tun,

Verfolgt es weiter,

Lebt im Nicht,

Sieht nicht das Da.

 

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Zukunft

 

Tage gingen,

Nebel schwand,

Kälte kam.

 

Nichts zu berühren,

Nichts zu gewinnen,

Keine Scham.

 

Die Welt erstarrt,

Wege verroht,

Gemeinschaft brach,

Das Ich regierte.

 

Wer dachte da an morgen,

Dachte nur an heute,

Das Nichts gewann,

Das Nichts.

 

 

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Verbrannte Tage

 

Wege gegangen vor langer Zeit,

Verhangene Wege,

Vertrocknetes Land,

Verbrannte Tage.

 

Wer wagte zu atmen,

Damals als die Hitze im Land,

Wer wagte zu hoffen,

Damals im verbrannten Land.

 

Nichts gab es zu erwarten,

Nichts zu erträumen,

Alles verbrannt.

 

Doch dann kam Hoffnung,

Dann kam der Regen,

Kam ins Land.

 

Dann kam Erlösung,

Erwachte das Land.

 

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Sie bewegt sich nicht

 

Sieh:

Die Zeit bewegt sich nicht!

Sieh:

Der Raum ist ein tosender Sturm!

 

Wer du auch seist:

Lösche versteckte Niedertracht in deinem Innern!

 

Wer du auch seist,

 

Lebe!

 

Lebe!

 

Liebe!

 

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Ein langer Weg

 

War nicht alles Lüge,

Was wir erhofft?

 

Vergebliches Sehnen,

Zum Scheitern bereit von Anbeginn?

 

Es ist ein langer Weg zum Scheitern,

Ein langer Abschied.

 

Aufbäumen.

 

Nichts sonst.

 

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Ich

 

Ich,

Ich,

Ich....

 

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Verstummt?

Die Worte schweigen zuweilen,
Finden keinen Klang,
Verlieren ihre Farbe,
Verderben sich selbst,
Fragen zuviel,
Leben zu wenig.

So schweigen sie bald?
Wer weiß dies schon zu sagen.

Wenn die Worte schweigen,
Lebt man entweder auf
Oder verstummt in Klagen.

 

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Sternenfall

 

Wenn Sterne fallen,

Zieht noch lange der glühende Schweif seine Bahn.

 

Wenn Sterne fallen,

Sucht man am nächtlichen Himmel,

Wo einst ihre Bahn.

 

Wenn Sterne fallen,

Dreht sich schnell die unendliche Zeit.

 

Wenn Sterne fallen,

Ordnet sich neu der Himmelswagen,

Drängt zu den Sternen,

Neue Sterne ziehen ihre Bahn.